Ein wichtiger Aspekt beim Pornokonsum ist Scham – wie kann man damit umgehen, wie lässt sich das thematisieren?
Beim Thema Scham führe ich oft Einzelsitzungen durch, wenn ich merke, dass es auch innerhalb der Partnerschaft eine große Rolle spielt. Ich versuche immer, Scham von Intimität zu unterscheiden, da es nicht dasselbe ist. Intimität kann ein gesundes Gefühl sein, auch in einer Partnerschaft, wenn man sagt: „Das ist meine Intimsphäre, das ist mein Privates.“ Ich würde ein Paar niemals auffordern, einander zu erzählen, welche Pornos sie schauen. Diese Intimsphäre respektiere ich sehr und versuche, dies auch dem Paar zu vermitteln.
Scham hingegen ist etwas ganz anderes. Scham bedeutet, dass man sich für etwas schämen muss. Bei Frauen wird das Schamgefühl viel stärker gefördert, man denke nur an Begriffe wie „Schamlippen“. Ähnliches gibt es bei Männern nicht. In der Therapie verwende ich diese Begriffe bewusst nicht, sondern andere. Ich erkläre, warum ich diese Wörter nicht benutze, und es hilft, das Thema anzusprechen. Indem ich sage, dass wir so aufgewachsen und sozialisiert wurden, nehme ich den Menschen eine große Last. Sie denken dann nicht mehr: „Ich bin komisch, weil ich mich dafür schäme.“