Intelligenz gilt als das bekannteste und am besten untersuchte Persönlichkeitsmerkmal überhaupt. Schon seit über 100 Jahren und bis heute andauernd ist die Intelligenz Gegenstand der Forschung in der Psychologie. Auch im alltäglichen Sprachgebrauch sprechen wir häufig darüber, dass eine Person mehr oder weniger intelligent erscheint, und nutzen Begriffe wie „Emotionale Intelligenz“ oder „Soziale Intelligenz“ – aber was verbirgt sich denn nun eigentlich genau hinter „Intelligenz“? Bis heute existiert keine allgemeingültige Definition dafür, was Intelligenz ist. Das liegt daran, dass es sich hierbei um ein theoretisches Konstrukt handelt, das schwer zu erfassen ist, weil wir es nicht direkt beobachten können. Hinzu kommt, dass Intelligenz auch in unterschiedlichen Kulturen verschieden aufgefasst wird, aus der Geschichte heraus entwickelt und im Laufe der Zeit durch verschiedene Facetten ergänzt wurde. Wenn man zur Definition aber eines festhalten kann, dann wohl, dass Intelligenz primär das ist, was der jeweilige Intelligenztest misst (Boring, 1923).
Was hat Intelligenz mit Berufserfolg zu tun?
Im beruflichen Kontext kann Intelligenz verstanden werden als allgemeine geistige Fähigkeit Probleme zu verstehen, zu lösen und sich erfolgreich den Anforderungen der (Arbeits-)Umgebung anzupassen – kurzum als kognitive Leistungsfähigkeit. Und genau aus diesem Grund ist Intelligenz für beruflichen Erfolg so relevant. Intelligenz versetzt uns Menschen in die Lage neue Dinge schnell und richtig zu lernen, komplexe Sachverhalte gründlich zu analysieren und auf dieser Basis rational richtige Entscheidungen zu fällen. Studien belegen immer wieder, dass Intelligenz bzw. kognitive Leistungsfähigkeit der beste und wichtigste Prädiktor für die Vorhersage von Ausbildungs-, Trainings- und Berufsleistung ist. Mit keiner anderen Fähigkeit also lässt sich der Erfolg von Ausbildung, Studium oder Beruf so gut vorhersagen, wie mit Intelligenz. Der Zusammenhang zwischen dem Abschneiden in einem Intelligenztest mit späterem Berufserfolg liegt bei r = .56 (Funk et al., 2015). Zum Vergleich: der Zusammenhang zwischen unstrukturierten Einstellungsinterviews und Berufserfolg liegt bei r = .27. Natürlich haben hierauf auch noch viele, vor allem situative, Faktoren einen Einfluss, aber Intelligenz liefert eine zuverlässige Basis für die Vorhersage für beruflichem Erfolg.
Intelligenz bietet sich vor allem aber auch deshalb als guter Prädiktor für berufliche Leistung an, weil sie als ein sehr stabiles Persönlichkeitsmerkmal angesehen werden kann und die Befunde für viele verschiedene Berufsgruppen gelten. Die Forschung hat zwar ergeben, dass Intelligenz vor allem für komplexe Berufe eine besonders gute Vorhersagekraft hat – durch Intelligenztests lässt sich die berufliche Leistung von Managern zu etwa 45 Prozent über die Zeit hinweg vorhersagen – aber eben nicht ausschließlich. Selbst bei weniger komplexen Tätigkeiten erweist sie sich als prognostisch valide in Bezug auf berufliche Leistung und Trainingserfolg.