Zielgruppe und Anwendungsbereich
Das Verfahren wird bei Personen eingesetzt, die Deutsch noch nicht fließend beherrschen. Bei welcher Personengruppe ist der Test am besten einsetzbar? Gibt es ein „Mindestniveau“ der Sprachbeherrschung, welches vorhanden sein sollte? Gibt es ein „Maximalniveau“, bei dem eine weitere Differenzierung anhand des E-DaFs nicht mehr möglich ist?
Mit dem E-DaF lassen sich die unteren bis mittleren Sprachlevels A1 bis B2 erfassen. Zwar konnten wir in unseren Daten sogar noch zwischen B2 und C1 differenzieren. Allerdings war diese Unterscheidung nicht reliabel genug möglich. Das Sprachniveau C1 wird deshalb im E-DaF nicht ausgewiesen.
Welche Voraussetzungen müssen die untersuchten Personen mitbringen, damit der E-DaF eingesetzt werden kann? Spielt es eine Rolle, welche Muttersprache die Personen sprechen? Was muss hinsichtlich der Lesefähigkeit beachtet werden?
Die Teilnehmer müssen über prinzipielle schriftsprachliche Kenntnisse verfügen, also z. B. lateinische Schriftzeichen interpretieren können. Eine gewisse Hürde stellen die Testinstruktion und das Einholen von Einverständniserklärungen dar, sofern die Sprachkenntnisse noch sehr gering ausgeprägt sind. Für diesen Fall stehen beim E-DaF allerdings auch Instruktionen auf Englisch, Französisch und Spanisch zur Verfügung. Prinzipiell darf die Instruktion sogar auch in andere Sprachen übersetzt werden. Allerdings muss diese Übersetzung dann von der durchführenden Institution selbst erstellt werden.
Welche Anwender*innengruppen können mit E-DaF arbeiten und was sind typische Anwendungsbereiche des Sprachtests?
Ein typisches Anwendungsszenario wäre die Durchführung des E-DaF in Sprachschulen oder universitären Sprachzentren, um Personen, die neu nach Deutschland kommen, in geeignete Sprachkurse einzuteilen. In Firmen kann der E-DaF für die Personalauswahl eingesetzt werden.
Sie sind vielen Praktiker*innen bereits als Autor*innen verschiedener Testverfahren und Förderprogramme bekannt, die insbesondere bei Kindern und Jugendlichen angewandt werden (wie ELFE II und ADHS-Test 6-12). Der E-DaF fokussiert dagegen vor allem auf erwachsene Personen, die die deutsche Sprache neu erlernen. Wie kam es dazu, dass Sie sich dieser neuen Zielgruppe und Fragestellung gewidmet haben?
Es gab dafür mehrere Gründe. Einer davon war unsere Arbeit in der Flüchtlingshilfe in den Jahren 2015/16. Wir stellten fest, dass es sehr schwierig ist, den Ankommenden geeignete Sprachkurse zuzuweisen. Ein weiterer Grund bestand darin, dass unsere Mitautorin Leonie Bender zwei Großmütter hat, die aus unterschiedlichen Ländern nach Deutschland eingewandert sind. Die Schwierigkeiten der Integration kennt sie deshalb aus der eigenen Familiengeschichte.
Auf der einen Seite sehen wir, dass Zuwanderung unsere Gesellschaft bereichern kann. Gleichzeitig gibt es aber natürlich auch zahlreiche Herausforderungen, die damit einhergehen. Der Erwerb sprachlicher Kenntnisse stellt für gelungene Integration einen Dreh- und Angelpunkt dar. Als Ausgangspunkt wird aber verlässliche Diagnostik benötigt. Die Entwicklung des E-DaF stellt deshalb unseren persönlichen Beitrag zum Gelingen von Integration dar.